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Lyrik to go – Freundlichkeit zum Anstecken

01.06.2019

Ein „Gedichtbericht“ von Nicole Böhm

 

 

Liebe LeserInnen,

zum Weltkindertag gibt´s noch etwas “Lyrik to go” von Michael Ende.

Lest selbst und steckt einander an, natürlich nur mit Freundlichkeit! 🙂

Mit freundlichsten Grüßen aus der Pettenkofer,

Nicole Böhm

 

Ansteckung

Ein Schnurps zu morgendlicher Stund
benimmt sich unerfreulich.
Er ist (ganz ohne tiefern Grund)
unleidig und abscheulich.

Die schlechte Laune lässt er aus
an seiner armen Mutter,
die geht verdrießlich aus dem Haus,
zu kaufen ein Pfund Butter.

Dem Milchmann, welcher freundlich grüßt,
antwortet sie verstimmt,
was diesen wiederum verdrießt,
weil er´s persönlich nimmt.

Die nächsten Kunden, die er hat,
knurrt er verärgert an.
Die tragen´s weiter in die Stadt,
nach Haus zu Kind und Mann.

Und jeder lässt den Ärger aus
an irgendeinem andern:
Von Tür zu Tür, von Haus zu Haus
wird der Verdruss nun wandern.

Am Abend ist die ganze Stadt
voll Zank und bittrer Reden;
weil jeder sich geärgert hat,
drum schimpft nun jeder jeden.

Das hat der Schnurps wohl nicht bedacht,
was er da angestiftet.
Drum gebe jeder auf sich acht,
wenn er sich einmal giftet!

Die schlechte Laune macht sich breit,
wie Schnupfen steckt sie an.
Dasselbe kann die Freundlichkeit.
Denk nächstes Mal daran!

von Michael Ende

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