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Aus „Ich kann das nicht!“ wird „Wir schaffen das gemeinsam!“

02.07.2019

Ein Bericht von Christian Diller

 

Zwei Mal in der Woche ist in der Hermann-Sander-Grundschule in Neukölln Keramik-AG. Dieses Jahr waren alle AGs zum ersten Mal „offene Angebote“, sprich die Kinder konnten immer wieder neu entscheiden, wo sie hingehen möchten. Wie sich herausstellte, ein sehr gut funktionierendes Konzept.

Am Ende des Schuljahres war aus den zweiten und fünften Klassen im Grunde jedes Kind mindestens ein Mal in der Keramik-AG. Konnte den Ton anfassen, ihn kennenlernen, damit formen und arbeiten. Einige beließen es bei dem einen Mal. Das ist in Ordnung – es ist kein Material für alle Menschen. Es aber kennengelernt zu haben, in der Hand gehabt und gespürt zu haben, ist eine greifbare Erfahrung.

Es gab Phasen, wo eine Gruppe Kinder für Wochen zu jedem Termin erschienen, um dann andere Interessen entwickelten.

Einige waren regelmäßige TeilnehmerInnen und sie waren spätestens zu jedem zweiten oder dritten Termin wieder da. So gab es immer einen Anteil an Erfahrenen, die selbstständig arbeiten konnten, und BeginnerInnen, die zum ersten Mal mit dem Werkstoff Ton konfrontiert waren. Je nach Anzahl der Kinder war das natürlich eine Herausforderung – für mich und die Kinder. Denn sie mussten auch mal ganz eigenständig arbeiten und Probleme bewältigen. Die Fortgeschrittenen mussten auf ihr Vorwissen aufbauen, während ich gerade dieses den BeginnerInnen vermittelte.

Für alle galt jedoch immer ein Grundsatz: „Ich kann das nicht!“ wird durch „Wir schaffen das gemeinsam!“ ersetzt.

Egal ob in einer gemütlichen Runde von 8, oder einer großen Gruppe von 18 Kindern, funktionierte diese Struktur gut. Auch durch die Mithilfe der erfahrenen Kinder, die sich nicht nur gegenseitig unterstützten, sondern auch beim Verteilen, Putzen und Aufräumen immer an erster Stelle waren.

Und obwohl sie bereits zu den „Alten“ gehörten, nahmen viele von ihnen immer wieder mal das jeweilige Tagesangebot an – das bedeutet ein bestimmtes Motiv eben nicht allein, sondern unter Anleitung in der Gruppe zu verwirklichen. Dahinter verbirgt sich immer das spielerische Praktizieren einer grundlegenden Technik.

 

Alle Arten von Tieren, Tassen, Dosen, Windlichter, Plaketten, Handys aus Ton, Laptop entstanden auf diese Weise. Mehr als man sich vorstellen kann. Eine nicht zu überschauende Vielfalt von keramischen Werken. Jedes verbunden mit einem kleinen Schnipsel an neu Erlerntem und einer entspannten und doch emsigen Zeit, ganz oben im letzten Stockwerk der Hermann-Sander-Grundschule.

 

 

Bis dahin mussten die Kinder immer kraxeln, wurden aber dafür entschädigt mit einem weiten Blick, dem sonnigsten Platz im ganzen Schulhaus und der Art von Abgeschiedenheit, die dem kreativen Arbeiten zuträglich scheint. Die schier überwältigende und schillernde Masse an Keramiken zeigt es.

Die Keramik-AG war ein wöchentliches freudiges Wiedersehen, nie auch nur im Entferntesten langweilig. Wir haben immer Neuland betreten und jedes Mal dabei was geschafft. Egal, ob sie nun ein oder zwanzig Mal da waren – für jedes Kind war irgendwie was dabei.

 

Für mich der große Schatz sie alle kennengelernt zu haben und mit ihnen dieses Jahrtausende alte Handwerk ausüben zu können.

 

 

 


 

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