Heiligtümer und Werkstätten für Schmetterlinge

22.11.2018

Buchempfehlungen von Veronika Ladewig (Kita Feuerfalter) mit einem Vorwort von Gérard Leitz

 

Vernetzung ist die halbe Miete, sage ich immer wieder. Denn in einem guten Netzwerk von KollegInnen findet man/frau auch immer neue Anregungen. Veronika Ladewig aus der Kita Feuerfalter war so freundlich, uns ein paar Bücher vorzustellen, die wir noch nicht kannten oder die in Vergessenheit geraten sind, obwohl sie sich besonders gut eignen, um mit den Kindern zu arbeiten. Bücher über den Umgang mit Wut, zum Philosophieren mit Kindern und Familien oder einfach nur als Gesprächsvorlage und zum Träumen.

Viele Kinder reagieren auf Bilderbücher sehr eindrucksvoll. Sie können sich oft mit den ProtagonistInnen identifizieren oder verarbeiten Dinge, die ihnen auf dem Herzen liegen. Manchmal lernen sie auch unbekannte Welten kennen oder setzen sich mit ihrem eigenen Sein und Werden auseinander.

 


 

Und hier nun die tollen Empfehlungen von Veronika Ladewig:

 

 

„Als Totoo sein Herz verloren hatte…“  von Gabriele Rittgardt, 2007. Erschienen bei opus magnum

„Dieses Buch ist mein ganz persönliches Heiligtum. Mein Sohn hatte es geschenkt bekommen und es war lange Zeit sein Lieblingsbuch, auch wenn es inzwischen nicht mehr mit Gregs Tagebuch und Harry Potter mithalten kann. Ganz dem Titel entsprechend geht Totoo auf die Suche nach seinem verloren geglaubten Herzen. Auf seiner Suche begegnet er vielen anderen, die ihm alle auf ihre Art und Weise etwas mitgeben, etwas schenken: Licht, ein fröhliches Funkeln, ein Lied zum Träumen, etwas zum Wärmen, ein Versprechen, etwas zum Erfrischen, einen Platz zum Ausruhen, einen Ratschlag, einen Funken Weisheit. Die Stelle, an der Totoo sein Herz wiederfindet, hat meinem damals 5-jährigen eine Träne über die Wange kullern lassen. Es ist einfach ein wunderschönes Buch, liebevoll gemacht, schlicht und doch voller Phantasie. Ein Buch, das einen immer wieder aufbaut und tatsächlich auch mir als Erzieherin immer wieder vor Augen führt, was bei unserer Arbeit, bei der Begleitung der uns anvertrauten Menschen, doch tatsächlich am allerwichtigsten sein sollte.“

 

„Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen“ von Toon Tellegen und Marc Boutavant, 2002. Erschienen bei Hanser Verlag

„In diesem Buch stecken 12 Geschichten über die unterschiedlichsten Formen der Wut. Herrlich unaufgeregt niedergeschrieben, so dass man an vielen Stellen einfach Schmunzeln muss. Ich denke, jeder findet hier einen kleinen Schatz. Beispielsweise die Geschichte Der Krebs. Der Krebs ist ein Vertreter. Er verkauft verschiedene Formen der Wut. In dieser Geschichte klopft er an die Tür der Maus. Und – Spoiler-Alarm! – diese entscheidet sich letztlich für die hellblaue, halb durchsichtige Wehmut. Und ja, wie sollte diese Geschichte anders enden, als mit einem Seufzen.

Neben dieser Geschichte gibt es dann auch noch solche, die beispielsweise von sinnloser Wut berichten. Von Wut auf sich selbst, davon, wie man andere wütend machen kann, oder wie es aussehen muss, wenn man so wirklich richtig wütend ist. “

 

„Das Farbenmonster“ von Anna Llenas, 2012. Erschienen bei Christophorus Verlag.

„Eigentlich erspare ich mir gerne Altersempfehlungen bei Büchern, aber hier würde ich doch eher zu Kita tendieren (Anmerkung Gérard Leitz: Das Buch ist auch sehr gut geeignet für den Grundschulbereich, wir haben es auch in der FaBi).

Dieses Pop-up-Bilderbuch verknüpft Farben (-Monster) und Gefühle. Ein toller Einstieg für Gespräche, Farbexperimente, Farb- und Gefühlsdeutungen.“

 

 

 

 

„Das brauch ich alles noch!“ von Petra Poster und Jens Rassmus, 2015. Erschienen im Tulipan Verlag.

„Eine kleine Geschichte über Vater und Sohn beim ritualisierten Wäschewaschen und all den wundersamen Dingen, die man hierbei in den verschiedensten Taschen wiederfindet. Es lebe die Phantasie und ihre Ansteckungskraft. Ein wunderschönes Buch, das man als Anlass nehmen kann, um sich mal wieder neugierig umzuschauen, auf Schatzsuche zu gehen und dabei die Gedanken fliegen zu lassen…“

 

„Die Werkstatt der Schmetterlinge“ von Gioconda Belli, 2013. Erschienen im Peter Hammer Verlag.

Bestimmt kein Geheimtipp, aber eben einfach wunderschön: Wir befinden uns bei den Gestaltern aller Dinge, dem nicht Regel-konformen Rodolfo und seinen Freunden. Die Geschichte handelt von Träumen, an denen es sich lohnt festzuhalten, von Freunden, die zusammenhalten und der Phantasie, die alles ermöglicht.

Unbedingter Anlass mal eine solche Werkstatt einzurichten! Außerdem bietet das Buch Ausflüge in ganz unterschiedliche Bereiche wie etwa Schöpfungsmythologien aber auch Naturwissenschaft und Bionik an. Außerdem gab/gibt es die Geschichte auch als Puppenspiel und Musikalische Erzählung und und und.“

 

„Oje, ein Buch!“ von Lorenz Pauli und Miriam Zedelius, 2018. Erschienen im Atlantis Verlag.

„Auch hier: Eher Kita-Kinder. Vermutlich. Und es ist etwas verwirrend: Es ist ein Buch im Buch. Juri bekommt ein Buch geschenkt, dass er sich mit Frau Asperilla anschaut. Sowohl Text, als auch Illustration der beiden Geschichten gehen fließend ineinander über. Definitiv ein Buch, das nach Gesprächen und mehrmaligen Lesen, Betrachten und Untersuchen verlangt. Je nachdem, welchem Aspekt jetzt mehr nach Aufmerksamkeit geschenkt wird. Allein deswegen eine Empfehlung.“

 

 

 

„Ich bin Henry Fink“ von Alexis Deacon und Viviane Schwarz, 2015. Erschienen im Gerstenberg Verlag.

„Ein sehr philosophisches Buch: Ich denke, also bin ich! Es geht demnach ums Denken, ums Anderssein, um Selbsterkenntnis, um Mut und Angst, ums Schweigen und Zuhören, ums Gedanken Beeinflussen und ums Vegetarier werden… Auf jeden Fall ist es wunderschön illustriert und bietet Raum für weitere Fragen und Ideen.“

 

Ganz liebe Grüße,
Veronika

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