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Ein Azubi und ein Garten

11.12.2019

Ein Bericht von Paula Camara

 

Brrr. Es ist einer dieser matschig-grauen Dezember-Tage, wie nur Berliner*innen sie lieben. Ich fahre quer durch die Stadt, um Neuigkeiten aus der Neuen Grundschule in der Plantagenstraße zu sammeln. Hier treffe ich heute Nils Leimbach, weil ich hoffe, dass er mir ein wenig über das vielgelobte Gartenprojekt des Ganztags erzählen kann. Und vielleicht auch etwas darüber, wie sowas an einer neugegründeten Schule überhaupt entsteht.

 



Nils ist seit August diesen Jahres Auszubildender im Ganztag der Schule.
Aus der eigenen Sehnsucht und der Freude, mehr im Grünen zu werkeln, entstand zu Anfang seiner Ausbildung seine Idee, mit Kindern einen Garten zu gestalten.

Das Gartenprojekt hat er zunächst als offenes Angebot geleitet. So konnten die Schüler*innen in Freistunden gemeinsam mit ihm im Grünen kleine und große Unternehmungen machen.
Nach einer kleinen, netten und ausführlichen Führung seiner Kollegin Katalin durch die Räume des Ganztags, führt mich Nils in den Garten.

 

Zugegeben, auf den ersten Blick wirkt es  mir noch ein wenig kahl und ich verstehe nicht recht, wohin ich schauen soll. Doch als Nils beginnt, von den Anfängen bis hier her zu erzählen, fange auch ich Feuer.

Zum Verständnis: so wirklich ein Garten war das am Anfang nicht. Zunächst stand Nils und den Schüler*innen eine wild zugewucherte Freifläche neben dem Schultor zur freien Verfügung. Hier hat Nils gemeinsam mit den Kindern ca. die Hälfte der Fläche freigelegt. „Die Kids haben hier in einer Gruppenstärke von 5 bis 6 Kindern gemeinsam am Efeu und Wurzelwerk gerissen und richtig Power rein gelegt!“

 

„Das war Schwerstarbeit. Und ganz schön spannend für die Kinder!“ Besonders das Rupfen und Entfernen des Efeus, der noch immer die andere Hälfte des Bodens durchrangt, hat dabei unerwartete Energien freigesetzt.
Nils grinst:

„Die Kinder waren begeistert. Hier durften sie mal mit voller Erlaubnis etwas zerstören und ihre Kraft spüren.“

Mit so viel Energie ging die Arbeit gut voran. Und nach der Zerstörung wurde neues geschaffen. Der Boden liegt nun frei und steht bereit für Bepflanzungen, Hochbeete und Werkarbeiten.

Und es ist auch schon viel passiert:

In einem kleinen Gartenzelt versteckt Nils zwischen Werkzeugen und allerlei Gewerkeltem auch selbstgezogene Ableger. Ein Projekt aus den Anfängen seiner Arbeit hier. Aus seinem eigenen Garten hat Nils getrimmte Stecklinge mitgebracht und mit den Kindern erlebt, wie scheinbar tote abgeschnittene Stöcker mit ein wenig Wasser und Geduld wieder Wurzeln treiben.

Heute ist Nils Leiter der Gartenwerkstatt. Seit August kommen einmal wöchentlich angemeldete Kinder mit ihm nach draußen, um zu Gärtnern und zu Werkeln.

„Das ist noch einmal ganz anders, als zuvor im offenen Angebot. Vorher waren wir eher spontan, es war nie klar, wie viele Kinder mitmachen. Meistens hatten wir 2 Stunden Zeit für Garten-Projekte. Und es war nie sicher, wer in der nächsten Woche noch dabei ist. So haben wir zum Beispiel Pflanzen gepflanzt, die Kinder haben aber nicht weiterverfolgt, wie sie wachsen.“

 

 

„Heute muss ich zwar deutlich mehr planen und vorbereiten, um in nur einer Stunde pro Woche mit den Kindern etwas Sinnvolles und nachvollziehbares voran zu bringen. So haben aber die teilnehmenden Kinder auch mehr davon.“

 

Die AG heißt ganz bewusst Gartenwerkstatt, um deutlich auch auf das handwerkliche Angebot hinzuweisen.

Und es läuft gut. Obwohl der Winter langsam deutlich spürbar wird und die Bäume und Büsche karg und blätterlos danebenstehen, fühlt es sich hier nach Leben an.

Zwei schicke Hochbeete haben die Kinder bereits mithilfe der Stiftung Mensch und Umwelt aufgebaut und bepflanzt. Für die Wildbienen soll hier im Sommer ein Festschmaus wachsen. (Den Artikel dazu gibt es hier!)

 

Die Spende der Stiftung war für die Garten-AG eine große Hilfe. Denn um etwas zu schaffen, braucht es vor Allem Materialien.

„Ich versuche, so viele Materialien, wie möglich low budget zu besorgen oder aus dem etwas zu machen, was schon da ist. Das hat einerseits mit den Mitteln zu tun, die uns zur Verfügung stehen und andererseits damit, dass die Kinder so lernen, aus wenig viel zu machen.“

 

 

Bei einer Fliesen-Firma in Neukölln besorgt Nils regelmäßig gratis Einweg-Palletten. Zum Bauen. Ein ganz eigenes Hochbeet ist schon entstanden und eine Outdoor-Werkbank.

Auch die Eltern engagieren sich. Eine Mutter hat Baumstämme organisiert, die nun als Hocker, Werk-Unterlage und Kletterparcours genutzt werden können.

 


Als ich mich verabschiede, muss ich noch ein paar Mal grinsen und freue mich vor Allem darüber, wie fröhlich Nils vom gegenseitigen Vertrauen gesprochen hat, das sich durch die Arbeit mit den Kindern entwickelt.

Und genauso fröhlich laufe ich durch die Pfützen zurück zum Bus.

🙂


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